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Telemedizin – Hype oder Weg in die Zukunft?

Dr. med. Silvia Eva Kurpanik

Dr. Silvia Kurpanik – eedoctors Ärztin – stellt sich für ein spannendes Interview zum Thema «Telemedizin» zur Verfügung. Aufschlussreiche Antworten einer Ärztin mit breiter Erfahrung und weitem Horizont.

 

Welches sind die zukunftsweisenden Herausforderungen im Schweizerischen Gesundheitssystem?
Die grössten Herausforderungen sind der in der Zukunft weiterhin zunehmende Mangel an Hausärzten und die ständig steigenden Kosten in der Gesundheitsversorgung. Viele Hausarzt-Praxen sind überlastet. Die immer grösser werdenden Patientenzahlen führen zu immer längeren Warte- und immer kürzeren Behand-lungszeiten. Die Konsequenzen sind unzufriedene Patienten und gestresste Ärzte. Das Arzt-Patienten-Verhältnis und die Behandlungsqualität leiden darunter.

Welche Möglichkeiten bietet Telemedizin, um diesen Herausforderungen zu begegnen?
Die Telemedizin bietet eine flächendeckende Versorgung zu tieferen Kosten an. Über das Internet ist der Arzt überall und sofort erreichbar. Der Arzt kann die meisten alltäglichen medizinischen Probleme lösen, chronische Erkrankungen mitbegleiten und überwachen, beraten und triagieren. Meine Erfahrung zeigt, dass heutzutage auch ältere Generationen die notwendige Praxis im Umgang mit neuen Medien haben, um telemedizinische Angebote nutzen zu können. Lange Wege zur und Wartezeiten in der Praxis entfallen. Mütter von kleinen Kindern, Personen mit Behinderungen oder schweren chronischen Erkrankungen können sich von zu Hause aus telemedizinisch untersuchen und behandeln lassen.

Der telemedizinische Arzt ist rund um die Uhr sofort erreichbar – keine Sprechzeiten. Berufstätige können nach der Arbeit oder während der Mittagspause den Arzt per Smartphone konsultieren. Die durchschnittlichen Kosten einer telemedizinischen Konsultation liegen weit unter denjenigen einer Praxis-Konsultation und sind deshalb auch für junge Menschen mit hoher Franchise interessant. Auch im Urlaub oder auf Geschäftsreise hat man «seinen Arzt» immer mit dabei. Aus Arztperspektive bedeutet die Arbeit in der Telemedizin eine ausgeglichene Balance zwischen Berufs- und Privatleben. Davon profitieren die Patienten.

Bis zu welchem Punkt ist Telemedizin als Teil der medizinischen Versorgung geeignet?
Die Telemedizin bietet mehr Möglichkeiten, als man sich im ersten Moment vorstellt. Viele Patienten wenden sich bereits seit Jahren ausschliesslich telefonisch an ihren Hausarzt. Bei der Videokonsultation steht uns Ärzten das bewegte Bild als zusätzliches Hilfsmittel zur Verfügung. So können wir den Allgemeinzustand des Patienten anhand des Aussehens, der Sprache und seiner Bewegungen einschätzen. Patienten demonstrieren uns Veränderungen der Haut oder die Beweglichkeit der Gelenke und können Wunden zeigen – um nur einige Beispiele zu nennen. Sie zeigen uns, wo es weh tut und wir können ihn durch die Bildübertragung anleiten, sich selbst zu untersuchen.

Durch eine gute Anamnese können wir beurteilen, in welche Diagnose-Richtung es geht. Ich bin davon überzeugt, dass ein Grossteil der gestellten (Verdachts-)Diagnosen in Allgemeinpraxis auch über die Videokonsultation gestellt werden können.

Für weiterführende Diagnostik fungieren wir als Gatekeeper und leiten Patienten an geeignete Spezialisten weiter. Nach der Diagnose können wir Therapien einleiten, notwendige Medikamente verschreiben und bei Bedarf ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis oder eine Überweisung ausstellen. Patienten verfügen über eine lückenlose Behandlungs-Dokumentation auf ihrem Smartphone.

Sie können alles während der Konsultation Besprochene noch einmal nachlesen. Die Krankenakte ist auf dem Smartphone immer mit dabei und kann bei einer Weiterleitung von einem nachbehandelnden Arzt eingesehen werden. Doppeluntersuchungen werden vermieden und Kosten für den Patienten reduziert. Wir können auch häufige chronische Erkrankungen, wie z.B. arterielle Hypertonie oder Diabetes (mit)betreuen und über-wachen.

Ausserdem ist die Telemedizin dafür geeignet, Beratungen zu Gesundheitsfragen oder Zweitmeinungen anzubieten. Darüber hinaus können wir Patienten mit akuten psychologischen Problemen auffangen, über verfügbare geeignete Therapien aufklären und weiterführender Diagnostik und Behandlung zuführen.

Wo gelangt die Telemedizin an ihre Grenzen?
Die Telemedizin ist nicht für die Therapie schwerer, akuter medizinischer Notfälle geeignet, die eine stationä-re Aufnahme oder die Behandlung in einer Notaufnahme erfordert. Sie ist nicht geeignet, wenn Verletzungen oder Unfälle eine direkte Wundversorgung oder Frakturbehandlung erfordern, wenn Injektionen verabreicht werden müssen oder eine intravenöse Therapie notwendig ist. Dies gilt aber in gleichem Ausmass für die meisten allgemeinmedizinischen Praxen. In diesen Fällen nehmen wir als Diagnosesteller die Gatekeeperfunktion wahr und führen Patienten umgehend der richtigen weiterführenden Diagnostik, Therapie und Behandlung zu.

Wie kann in der Telemedizin verhindert werden, dass unnötig Arztzeugnisse oder Rezepte bezogen werden?
Ein Missbrauch kann weder in einer herkömmlichen Arztpraxis noch in der Telemedizin hundertprozentig verhindert werden. Telemedizinern stehen aber dieselben Möglichkeiten zur Beurteilung zur Verfügung, wie niedergelassenen Ärzten.

Doppelrezeptierungen bei Patienten mit Risiko eines Medikamentenmissbrauchs, die mehrere Ärzte aufsuchen, können und müssen auf die gleiche Weise verhindert werden; Zum einen ist die richtige Risikoabschätzung bei Erstkontakt mit Patienten wichtig, zum anderen die Zusammenarbeit mit Apotheken und niedergelassenen Kollegen am Wohnort des Patienten. Ich glaube nicht, dass das Risiko von unnötig ausgestellten Zeugnissen und Rezepten in der Telemedizin grösser ist, als in der herkömmlichen Arztpraxis. Es handelt sich um ein Vorurteil, das von Gegnern der Telemedizin häufig aufgeführt wird.

Wie ordnen Sie die Bedeutung der Telemedizin heute und morgen ein?
Ich bin sicher, dass sich in ein paar Jahren niemand mehr diese Frage stellen wird. Die Telemedizin wird ein Teil des Alltags geworden sein. Heute befinden wir uns in der Phase der Angewöhnung, des Umdenkens und der Erkundung dieses neuen Terrains. Dies gilt sowohl für Patienten als auch für medizinisches Personal und Versicherungen.

Bei jüngeren Generationen, Menschen, die beruflich mobil sind und welche die Technologie bereits in ihr Leben integriert haben, ist die Nachfrage nach Erleichterung und Flexibilität in der Gesundheitsversorgung jetzt schon sehr gross. Bei älteren Personen hängt es davon ab, wie gut sie mit den modernen technologischen Mitteln umgehen können.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Neues verunsichert. Auch Ärzte, die darüber nachdenken, im Telemedizinischen Bereich zu arbeiten, haben viele Fragen und Unsicherheiten. Die Anpassung von Gewohnheiten braucht Zeit. Als Gesellschaft brauchten wir auch Zeit, bis wir unsere Zugfahrkarten und Flugtickets online kauften und eincheckten oder wir unsere Zahlungen übers Smartphone tätigten. Es dauerte viele Jahre, bis wir Wocheneinkäufe online bestellten, weil die Zeit für den Einkauf im Supermarkt fehlte. Viele dieser Online-Dienste erleichtern unser Leben – und wir möchten nicht mehr darauf verzichten. Genauso wird es einmal mit der Telemedizin sein.

Wie beurteilen Sie «eedoctors» in Bezug auf Patientenorientierung?
eedoctors ist ein einzigartiges Unternehmen und sehr patientenorientiert. In einer neu eröffneten Pizzeria werden Sie freundlicher bedient und man wird sich mehr Zeit für Sie nehmen – richtig? Die Telemediziner bei eedoctors haben mehr Zeit für den einzelnen Patienten zur Verfügung. Das beantwortet die Frage von selbst. Überdies sehe ich als grosse Vorteile die Transparenz durch die Krankenakte, die der Patient auf seinem Smartphone hat, der sofortige Zugang zur Medizin ohne Wartezeiten und die tieferen Kosten. eedoctors ist ein Mehrwert für das gesamte System.

Wie lauten Ihre Tipps für Patienten im Umgang mit Telemedizin?
Ich empfehle offen und neugierig zu sein – und dieser zukunftsträchtigen Behandlungsmöglichkeit ohne Scheu zu begegnen.

Ein paar Zeilen über Dr. Sivlia Kurpanik
Dr. Silvia Eva Kurpanik hat an der Medizinischen Hochschule Hannover Medizin studiert. Sie hat in Deutschland, Spanien und der Schweiz gearbeitet und spricht Italienisch, Polnisch, Deutsch, Spanisch und Englisch. Ihre beruflichen Erfahrungen erstrecken sich von der Allgemein-/ Viszeral und Thoraxchirurgie über die Unfallchirurgie, Arbeit in der Notaufnahme und eine Periode in der Pädiatrie. Die letzten 4 Jahre hat sie in der Hausarztmedizin in der Schweiz gearbeitet. In Firenze hat sie die Schule für kognitive Verhaltenstherapie besucht. Sie lebt in Firenze (Italien), wo sie ihre eigene private Praxis für Allgemeinmedizin und allgemeine Pädiatrie hat.

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Bleib gesund
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